Geistige Klarheitmomente kurz vor dem Tod - Analyse von Fallstudien
Michael Nahm, Bruce Greyson, Emily Williams Kelly, Erlendur Haraldsson
(publiziert in Archives of Gerontology and Geriatrics, Juni 2011)
Autoren:
Dr. Michael Nahm, Fachbereich Psychiatrie, Universität von Virginia, USA
Prof. Bruce Greyson, Professor für Psychiatrie, Universität von Virginia, USA
Dr. Emily Williams Kelly, Fachbereich Psychiatrie, Universität von Virginia, USA
Prof. Erlendur Haraldsson, Psychologieprofessor, Universität von Island, Reykjavik, Island
Zusammenfassung:
Die unerwartete Rückkehr geistiger Klarheit und von Erinnerungen unmittelbar vor dem Tod von Patienten, die an schweren psychiatrischen und neurologischen Krankheiten leiden, haben wir "Terminal Lucidity" (Geistige Klarheitsmomente kurz vor dem Tod) genannt. In der medizinischen Literatur der letzten 250 Jahre wird mehrfach über dieses Phänomen berichtet, aber es findet nur geringe Beachtung. Wir untersuchen in dieser Veröffentlichung eine Vielzahl von Fällen (83 Fälle die von 55 unterschiedlichen Autoren - die meisten medizinisches Fachpersonal - festgehalten wurden), um dadurch dazu anzuregen, die Mechanismen zu erforschen, welche das Phänomen ermöglichen. Dies würde weitere Erkenntnisse sowohl in der Neurowissenschaft (bezüglich der Speicherung von Erinnerungen), der Wahrnehmung am Ende des Lebens, sowie der Behandlung tödlich verlaufender Krankheiten ermöglichen.
Die vorgestellten Fälle umfassen Patienten, bei denen eine schwere Schädigung des Gehirns vorliegt, wie z.B. durch Geschwüre, Tumore, Schlaganfälle, Gehirnhautentzündung, Demenz oder Alzheimer, Schizophrenie und affektive Geistesstörung. Einige dieser Fälle legen nahe, dass während dieser Phase geistiger Klarheit, Erinnerungen und Wahrnehmungsfähigkeit auf neurologische Prozesse zurückzuführen sind, die sich von denen eines normalen Gehirns unterscheiden. Durch tiefergehende Untersuchung dieser Fälle könnten tiefere Erkenntnisse über die Speicherung von Erinnerungen und Wahrnehmungsprozesse erlangt werden. Außerdem wäre dadurch die Entwicklung neuartiger Therapiemethoden möglich. Zusätzlich könnten dadurch Ärzte, Pflegepersonal sowie betroffene Familienangehörige auf solche Erfahrungen unmittelbar vor dem Tod des Patienten vorbereitet werden, um besser mit ihnen umgehen zu können.
Download: http://www.deanradin.com/evidence/Nahm2011.pdf
Weiterführende Informationen:
Es gibt ein englisches Podcastinterview zu diesem Thema mit Dr. Nahm. Man findet es unter diesem Link.